Wolfenbüttel ehrt seine Heldinnen und Helden: Sechs Bürger wurden für außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.
Die diesjährige Preisverleihung „Menschen des Jahres 2024“ in Wolfenbüttel fand im Ratssaal des Wolfenbütteler Rathauses statt.
Foto: regios24 | Darius Simka
Wolfenbüttel. Am Mittwochabend stand der Ratssaal des Wolfenbütteler Rathauses im Zeichen des Ehrenamts: Im Rahmen einer festlichen Veranstaltung mit rund 60 Gästen wurden die „Menschen des Jahres in Wolfenbüttel“ für ihren außergewöhnlichen ehrenamtlichen Einsatz für die Gesellschaft gewürdigt. Gemeinsam mit der Curt Mast Jägermeister Stiftung ehrte unsere Zeitung sechs herausragende Persönlichkeiten aus dem Landkreis, deren Engagement für ihre Mitmenschen inspirierend und vorbildhaft ist.
Sechs Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Landkreis Wolfenbüttel
Florian Rehm, Unternehmer und Vorsitzender des Vorstands der Curt Mast Jägermeister Stiftung, betonte vorab: „Gemeinsam mit der Wolfenbütteler Zeitung Menschen zu prämieren, die sich in besonderem Maß für unsere Gesellschaft engagieren und damit zugleich inspirieren, ist eine echte Herzenssache, denn genau diese Menschen machen oft den entscheidenden Unterschied. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“
In diesem Jahr wurden sechs Kandidatinnen und Kandidaten nominiert – Menschen, die teilweise seit Jahrzehnten unentgeltlich und mit viel Hingabe ehrenamtlich tätig sind. Zu ihnen zählt Nicole Sacha, die sich seit sechs Jahren um Opfer sexualisierter Gewalt innerhalb der katholischen Kirche kümmert. Christian Wolff ist als Notfallseelsorger zu jeder Tages- und Nachtzeit da, wenn die Seele Hilfe braucht. Marc Bühner hilft beim Technischen Hilfswerk Menschen in Not. Nicole Schuhmann bringt Kinder in Bewegung, indem sie dem Kinderturnen in Remlingen wieder Leben eingehaucht hat. Oskar Jachewicz und Elias Schneider sind ehrenamtliche Insektenbeauftragte des Landkreises Wolfenbüttel und setzen sich für den Erhalt von Wespennestern ein, indem sie diese umsiedeln, anstatt sie entfernen zu lassen.
Ida Wittenberg, Redakteurin unseres Hauses, moderierte die feierliche Preisverleihung und Manja Puschnerus, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Curt Mast Jägermeister Stiftung, begrüßte die Gäste. Die Band „Die Kleine Swingbrause“ führte bes(ch)wingt an Piano, Schlagzeug und Kontrabass durch den Abend.
Platz 1 zum Menschen des Jahres in Wolfenbüttel
Chefredakteurin Kerstin Loehr begann ihre Laudatio auf die Erstplatzierten mit ihren Gedanken zum Ehrenamt. „Junge Menschen engagieren sich nicht mehr in festgezurrten, langfristigen Strukturen, sondern eher in Projekten. Und sie können es auch angesichts ihrer Lebenssituation oft gar nicht“, sagte sie. Ihre erste gute Nachricht: „Wenn sich junge Menschen dann engagieren, dann tun sie es mit großer Intensität und Leidenschaft“. Ihre zweite gute Nachricht: Freiwilliges Engagement ist in Deutschland nach wie vor sehr groß. Fast 30 Millionen Menschen sind in Deutschland ehrenamtlich tätig. Dennoch gebe es ein Nachwuchsproblem im Ehrenamt. Sie betonte in ihrer Rede den Wert des Ehrenamtes als Motor der Demokratie. Die Ehrenamtlichen in unserer Region seien Handelnde, Wegweiser, die sehr viel Gutes täten. Sie hätten den Mut zu handeln und zu entscheiden. „Sie übernehmen Verantwortung für andere, für unsere Gesellschaft, für unsere Unternehmen, für unsere Städte und Dörfer und für unser Klima.“
Kerstin Loehr, Chefredakteurin der Braunschweiger Zeitung und Wolfenbütteler Zeitung, mit den beiden Gewinnern Oskar Jachewicz und Elias Schneider.
Foto: regios24 | Darius Simka
Großen Respekt zollte sie den Erstplatzierten der diesjährigen Auszeichnung „Menschen des Jahres Wolfenbüttel“ Oskar Jachewicz und Elias Schneider. Die beiden 20-Jährigen sind ehrenamtliche Insektenbeauftragte des Landkreises Wolfenbüttel. Sie helfen bei der Umsiedlung von Wespennestern. Oskar Jachewicz erklärt: „Wespen und Hornissen bieten den Menschen viele Vorteile, deshalb möchte ich diese Tiere schützen.“ Elias Schneider betont: „Eine Koexistenz von Mensch und Tier ist möglich“. In den Semesterferien sind die beiden jungen Männer bis zu acht Stunden täglich im Einsatz für Tier und Mensch. Sie wollen ihre Tätigkeit bekannter machen, damit Menschen gezielt ihre Hilfe in Anspruch nehmen können.
Platz 2 zum Menschen des Jahres in Wolfenbüttel
Den zweiten Platz belegte Christian Wolff, dessen Arbeit als Notfallseelsorger von Manja Puschnerus gewürdigt wurde. Sie zitierte einen unbekannten Autor: „In den dunkelsten Stunden sind es die Menschen mit den größten Herzen, die das Licht der Hoffnung bringen.“ Wolffs Einsatz beginnt häufig dann, wenn alle anderen Einsatzkräfte bereits abgerückt sind – rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. „Krisen kennen keine Uhr und keine Feiertage“, betonte Puschnerus. Wolff steht Betroffenen, Angehörigen und Zeugen nach schweren Unfällen oder Feuerereignissen sowie bei Todesfällen bei. Er ist seit mehr als zehn Jahren Notfallseelsorger. Die Einsatzjacke sei sein Schutzpanzer, sagt er. Sein Ritual nach jedem Einsatz: „Jacke aus, duschen.“ Mit einem Team von 16 Ehrenamtlichen ist er jederzeit bereit, Menschen in Not beizustehen. Am 22. November um 18 Uhr können sich Interessierte im Gemeindehaus Schladen, An der Kirche 7, über die Notfallseelsorge informieren.
Preisträger Christian Wolff mit Laudatorin Manja Puschnerus, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Curt Mast Jägermeister Stiftung.
Foto: regios24 | Darius Simka
Platz 3 zum Menschen des Jahres in Wolfenbüttel
Den dritten Platz belegte Marc Bühner, Ortsbeauftragter des THW in Wolfenbüttel, der für seinen unermüdlichen Einsatz beim THW geehrt wurde. Floris Jäger, Redakteurin der Wolfenbütteler Zeitung, betonte, dass es in unserer heutigen Welt oft um „höher, schneller, weiter“ gehe und sich Werte durch eine digitale Parallelwelt zu verschieben scheinen. Jäger hob den Mut des Ehrenamtlichen hervor, in dieser Zeit Verantwortung zu leben. Bühner, der das THW als „große Familie“ bezeichnete, ist seit 29 Jahren ehrenamtlich tätig und hat allein im vergangenen Jahr über 2500 Stunden geleistet. Er war auch dabei, als am 3. Juni 1998 bei dem fürchterlichen Zugunglück bei Eschede 101 Menschen ihr Leben verloren. Der damals 22-jährige THWler musste beim Transport der Toten nach Hannover helfen. Auch er wirbt um Nachwuchs: „Jede Unterstützung wird gebraucht, um Menschen in Not zu helfen.“
Preisträger Marc Bühner und Floris Jäger, Redakteurin der Wolfenbütteler Zeitung.
Foto: regios24 | Darius Simka
In einer Zeit, in der Taten oft nur durch laute Töne wahrgenommen werden, erinnern uns die „Menschen des Jahres in Wolfenbüttel“ daran, wie stark die stille Kraft der Hilfsbereitschaft und der Solidarität wirklich ist.
Als Moderatorin führte Ida Wittenberg durch den Abend.
Foto: Simka | RS
Die Kleine Swingbrause begleitete den Mittwochabend im Rathaus musikalisch.
Foto: regios24 | Darius Simka
Quelle: Funke Mediengruppe | www.braunschweiger-zeitung.de | Autorin: Claudia Bartels | Foto: regios24 – Darius Simka, Simka/RS | Datum: 08.11.2024